Von einer Kampagne gegen das Geisterradeln über einen TV-Spot fürs Helmtragen bis hin zu einem Musikalbum für Kinder: Deutschlandweit setzen sich zahlreiche Menschen, Unternehmen und Institutionen für den Schutz der jüngsten Verkehrsteilnehmer ein. An zwölf solcher Projekte hat die Hamburger Aktion Kinder-Unfallhilfe e.V. den Präventionspreis „Der Rote Ritter“ vergeben.
Hamburg, 12. November 2022. Kinder sind unsere Zukunft – umso wichtiger ist es, sie auch im Straßenverkehr zu schützen. Im Jahr 2020 kamen rund 22.500 Kinder bei Unfällen im Straßenverkehr zu Schaden, 48 von ihnen verunglückten sogar tödlich. Obwohl diese Zahl nach Angaben des Statistischen Bundesamtes ein historischer Tiefstand ist, ist sie weiterhin weit entfernt von der „Vision Zero“ und bedeutet, dass immer noch durchschnittlich alle 23 Minuten ein Kind bei einem Verkehrsunfall verletzt oder getötet wird.
Um diese Zahl weiter zu senken, zeichnet die Aktion Kinder-Unfallhilfe e.V. alle zwei Jahre Projekte und Initiativen mit dem Präventionspreis „Der Rote Ritter“ aus. Im Gegensatz zu Rittern seien Kinder ungeschützt und bräuchten die Sicherheit, ihre Umwelt und damit auch die Straßen zu erkunden, erklärte Hartmut Höppner, Staatssekretär im Bundesministerium für Digitales und Verkehr. „Wir brauchen die Kreativität, die Intelligenz und das Engagement der Vielen. Das ist genau das, was den Präventionspreis auszeichnet“. Höppner hielt in Vertretung von Verkehrsminister Dr. Volker Wissing das Grußwort bei der Preisverleihung in der Hamburger Elbphilharmonie. Der Verkehrsminister unterstützt den Präventionspreis aktiv mit seiner Schirmherrschaft.
Die ausgezeichneten Projekte setzen jeweils verschiedene Schwerpunkte in ihrer Präventionsarbeit und sprechen ihre Zielgruppen auf unterschiedliche Arten an: So hat die Musikerin Faryna ein an Kinder gerichtetes Album zur Verkehrssicherheit produziert, dessen Lieder im Ohr und Botschaften im Kopf bleiben. Der TV-Spot „Schütz Deinen Kopf“ richtet sich an Jugendliche und setzt dabei auf die Vorbildfunktion des Pop-Musikers Adel Tawil, der authentisch und ohne Skript in Berlin mit Fahrradfahrern spricht. Die Polizei im niedersächsischen Emsland macht auf die Gefahren des Geisterradelns aufmerksam – des Radfahrens auf der falschen Seite.
Dr. Jan Zeibig betonte: „Wer einmal hautnah erlebt hat, welches Elend und Leid für Kinder und deren Familien nach einem Verkehrsunfall entstehen kann, weiß, wie wichtig unser aller Arbeit und unsere Anstrengung zur Vermeidung von Verkehrsunfällen nach wie vor sind.“ Zeibig ist Standortleiter der KRAVAG / R+V Versicherung am Standort Hamburg sowie Vorstandsmitglied der Aktion Kinder-Unfallhilfe e.V.
Kindern die Hand reichen
Der Hamburger Verein Aktion Kinder-Unfallhilfe wurde 1998 von Unternehmen und Verbänden des Verkehrsgewerbes gegründet und hat zwei wichtige Aufgaben: Die Unterstützung von Kindern und Jugendlichen nach einem Verkehrsunfall sowie die Förderung von Maßnahmen zur Unfallverhütung. Der Präventionspreis „Der Rote Ritter“ wird alle zwei Jahre ausgeschrieben und ist mit mindestens 20.000 Euro dotiert. Er ist in diesem Jahr zum siebten Mal vergeben worden. Zusätzlich vergibt die Aktion Kinder-Unfallhilfe gemeinsam mit ihrem Partner TEILEn e.V. einen Medienpreis für die beste Print-, Online-, TV- oder Social-Media-Berichterstattung zum Thema Verkehrssicherheit.
Die Auswahl der Gewinnerprojekte übernahm die Jury der Aktion Kinder-Unfallhilfe. Unterstützt wurde sie vom Deutschen Verkehrssicherheitsrats (DVR). Die Jury setzte sich aus dem Vorstand sowie den ordentlichen Mitgliedern des Vereins zusammen, darunter Vertreter der KRAVAG und der R+V Versicherung sowie von Unternehmen und Verbänden der Verkehrsbranche.
Folgende Projekte wurden mit dem Roten Ritter ausgezeichnet:
Abgefahren, wie krass ist das denn / Lingen, NI
Junge Fahranfänger im Alter von 17 bis 24 Jahren machen lediglich 8 Prozent der Bevölkerung aus, sind aber für circa 25 Prozent aller schweren und tödlichen Verkehrsunfälle verantwortlich. An sie richtet sich dieses Projekt, das ihnen in drei Phasen durch Bereitstellung von Unterrichtsmaterialien, Erlebnisberichten von Akteuren aus Rettungsdiensten, Notfallseelsorge, Unfallopfern und Hinterbliebenen sowie einer gezielten Nachbereitung die Folgen unvorsichtigen Fahrens näherbringt.
Infos im Netz
Aufgepasst! Gemeinsam sicher durch Dormagen / Dormagen, NW
Die größte Gefährdung für Kinder im Straßenverkehr liegt auf ihren Schulwegen. Hier setzt das Projekt an: Mit zahlreichen Beteiligten wie der Stadt Dormagen, der Polizei des Rhein Kreises Neuss oder des ADFC Dormagen wird jedes Jahr umfassend für mehr Aufmerksamkeit im Straßenverkehr geworben. Zahlen belegen den Erfolg des Projekts: Im ersten Aktionszeitraum (2016 bis 2020) sank die durchschnittliche Anzahl von Kindern, die aktiv an einem Unfall beteiligt waren von 8,75 auf 5,6 im Jahr.
Infos im Netz
Aufgepasst mit ADACUS / München, BY
Das Verkehrssicherheitsprogramm der ADAC-Stiftung richtet sich an Kita- und Grundschulkinder, die vor der Herausforderung stehen, sich erstmals eigenverantwortlich im Straßenverkehr zu bewegen. Spielerisch erlernen sie die wichtigsten Verkehrsregeln, indem sie in die Rollen von Fußgängern und Fahrzeugen schlüpfen und dabei das Miteinander der verschiedenen Verkehrsteilnehmer erleben. Dabei werden wichtige Verhaltensregeln erläutert und eingeübt.
Infos im Netz
BAS Busbegleiter / Altensteig, BW
„Busbegleiter Altensteiger Schulen“ (BAS) ist ein Projekt aller Schulen der im Landkreis Calw gelegenen Stadt Altensteig. Mit Unterstützung von Polizei, Schulsozialarbeit und Busunternehmen werden seit 2008 jugendliche Schülerinnen und Schüler zu Schulbusbegleitern ausgebildet, um Drängeleien an Haltestellen sowie Schäden durch mutwillige Zerstörung in den Fahrzeugen zu verhindern. Die Ausbildung vermittelt den Jugendlichen sowohl Wissen als auch Teamfähigkeit, die Fähigkeit zur Konfliktlösung sowie Selbstvertrauen und ein selbstbewusstes Auftreten.
Infos im Netz
Immer oben auf / Mönchengladbach, NW
Für die Kinder einer Kita soll durch das Projekt das Tragen eines Helmes eine Selbstverständlichkeit werden, anstatt „uncool“ zu sein. Dafür arbeiten Personal, Eltern und Kinder zusammen. Die Kinder waren als „Helmreporter“ unterwegs und befragten Familienangehörige zu ihrem Helmverhalten, probierten sich als Helmdesigner, wählten das Projektlogo mit aus und erarbeiteten gemeinsam mit den Erwachsenen Regelplakate zum richtigen Tragen eines Helms.
Geisterradler / Lingen, NI
Geisterradler sind das Gegenstück zu Geisterfahrern im Auto: Die Polizei im Emsland weist durch ausgeweitete Kontrollen und Bodengraffitis auf die Risiken bei der Benutzung des Radweges auf der falschen Seite bzw. Fahrtrichtung hin. Darüber hinaus wurde ein kurzer Film gedreht, in dem ein fahrradfahrender Geist die Gefahren des Geisterradelns verdeutlicht.
Schlaue Köpfe tragen Helm / Cloppenburg und Oldenburg, NI
Der Stadt- und Kreiselternrat Cloppenburg und der Gemeinde-Unfallversicherungsverband Oldenburg werben für das Tragen eines Fahrradhelms. 2016 nach dem Unfalltod eines Schülers ins Leben gerufen und klein angefangen, ist die Aktion mittlerweile auch über die Stadtgrenzen hinaus bekannt. Ausgezeichnet wurde der Song „Schlaue Köpfe tragen Helm“, der in Zusammenarbeit mit dem Clemens-August-Gymnasium entstand und der sowohl Groß und Klein direkt ins Ohr geht.
Infos im Netz
Mit dem Brummi ins Klassenzimmer / Wuppertal, NW
Die zerlegbaren Nachbauten einer Lkw-Fahrerkabine, ein Sattelzug-Modell sowie ein Kurvensimulator der Verkehrssicherheitsberaterinnen und -berater des Polizeipräsidiums Wuppertal ermöglichen Unterrichtseinheiten zur Sensibilisierung der Gefahren im Aufenthaltsbereich abbiegender und rangierender Lkw. Die Modelle sind schnell auf- und wieder abgebaut und können so in jedes Klassenzimmer gebracht werden.
Infos im Netz
Rollerpass / Oschatz, SN
Der erste „Führerschein“ für Kinder: An vier Terminen im Jahr lernen sie mit der Verkehrswacht Oschatz e.V. die Funktion von Ampeln, die Bedeutung von Verkehrsschildern, wie sie gefahrlos Bus fahren und noch viel mehr. Kurz vor der Einschulung stellen die Kinder beim Durchfahren eines Parcours auf dem Verkehrsübungsplatz mit dem Roller ihr Wissen unter Beweis – und können zum Schluss stolz ihren Rollerpass nach Hause tragen.
Verkehrswacht Oschatz e.V. im Netz
Medienpreis: Schütz Deinen Kopf / Bonn, NW
Laut Bundesanstalt für Straßenwesen nutzen nur 17,8 Prozent der 17- bis 21-Jährigen einen Helm beim Fahrradfahren. Um auch diese Altersgruppe zu erreichen, produzierte die ZNS – Hannelore Kohl Stiftung den TV-Spot „Schütz Deinen Kopf“. Darin spricht Adel Tawil, Musiker und ehrenamtlicher Präsident der Stiftung, Fahrradfahrende ohne Helm an und rüstet sie schließlich mit dem Kopfschutz aus.
Infos im Netz, Video auf YouTube
Sicher im Straßenverkehr / Hiddenhausen, NW
Ausgezeichnet von der Deutschen Popstiftung mit dem Deutschen Rock- und Popmusikpreis in der Kategorie „Bestes Kinderalbum 2019“, behandeln die Lieder der Sängerin Faryna Themen der Verkehrssicherheit für Kinder zwischen vier und zehn Jahren. Eingängige Melodien und knackige Texte vermitteln die Inhalte spielerisch und regen die Kinder zum Mitmachen an.
Infos im Netz
Sicher komm ich an … / Neumünster, SH
… war das Motto der Themenwoche im Schuljahr 2021/2022 an der Gartenstadtschule Neumünster. Zusätzlich zur regulären Verkehrserziehung wurde die Woche dafür genutzt, die Kinder mit fachübergreifenden Angeboten ganzheitlich anzusprechen. Dafür waren Vertreter der Polizei Direktion Neumünster sowie des ADAC Schleswig-Holstein vor Ort, die mit den Kindern unter anderem einen Fahrrad-Check durchführten und ihnen die Gefahren des toten Winkels näherbrachten.
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